Zwischen Mythos und Realität
Gemäss der Gründungslegende wurde Rom am 21. April im Jahre 735 v.Chr. von Romulus gegründet:
Am 21. April im Jahre 735 v.Chr. wurde Rom von Romulus gegründet. Nach dem Ende des Trojanischen Krieges froh Aeneas, ein Prinz Trojas, nach Latium in Italien und wurde dort König, nachdem er den König von Latium stürze und dessen Tochter Lavinia heiratete. Das Geschlecht des Aeneas regierte in Latium, bis zwischen den Königssöhnen Amulius und Numitor einen Streit um die Thronfolge ausbrach. Amulius besiegte und vertrieb Numitor, übernahm die Macht und zwang Rea Silvia, Numitors Tochter, in den Stand der Priesterin, damit diese keine Kinder gebären kann, die Anspruch auf den Thron erheben können. Dennoch vereinte sich Rea Silvia mit dem Kriegsgott Mars und gebar die Zwillinge Romulus und Remus. Als Amulius davon erfuhr, setzte er die Kinder am Tiber aus, wo sie von einer Wölfin gefunden wurden. Diese brachte die Kinder in ihre Höhle und säugte sie, bis sie von einem Hirten gefunden und aufgenommen wurden. Als die beiden zu jungen Männer herangewachsen sind, erfuhren sie von ihrer Herkunft. Sie rächten sich an Amulius und setzten Numitor wieder als Herrscher ein. Zur Belohnung durften Romulus und Remus eine Stadt gründen. Der Standort und der künftige Herrscher wurden durch den Flug eines Vogels bestimmt, den im Flug der Vögel zeigte sich der Wille der Götter. Während des Baus der Stadtmauer kam es zum Streit zwischen Romulus und Remus. Der Streit endete damit, dass Romulus seinen Bruder erschlug. So wurde Romulus der erste König Roms und sein Vater Mars der Schutzgott der Stadt.
Der Gründungsmythos von Rom dient in erster Linie dazu, die Entstehung der Stadt zu begründen. Dass Aeneas, ein Held aus Troja, als Gründer und Ahnherr der Stadt genannt wird, soll eine Verbindung von Rom zur mythischen Vorzeit der griechischen Welt herstellen. Mit der historischen Realität hat der Gründungsmythos wenig zu tun. Die ältesten archäologischen Funde aus der Region um Rom datieren in das 10. und 9. Jh.v.Chr. und stammen aus Gräbern. Diese deuten auf Siedlungen hin, die am Palatin und dem Esquilin standen. Gefunden wurden die Spuren von Holz- und Lehmhütten. Einige Siedlungen machen jedoch noch keine Stadt. Es ist anzunehmen, dass die Siedlungen um den Palatin und den umliegenden Hügeln im Laufe der Zeit zur Stadt zusammenwuchsen. Gemäss archäologischen Funden ist der Beginn der grösseren Urbanisation in das 6. Jh.v.Chr. zu datieren. Verschiedene archäologische und schriftliche Hinweise deuten darauf hin, dass die Frühzeit Roms ein Königtum war. Die genaue Funktion und Kompetenzen des Königs sind jedoch schleierhaft. Eindeutig ist, dass er Feldherr und oberster Priester war. Der König wurde jeweils vom Volk und Senat eingesetzt. Das römische Königreich wurde stark von der Etruskischen Kultur geprägt. Die Etrusker waren ein in Etrurien ansässiges Volk, das im 7. Jh.v.Chr. seinen politischen Einfluss in den Süden ausdehnte, unter anderem auch nach Latium, dem römischen Territorium. Gemäss Schriftquellen, allen voran denen des Titus Livius, folgte darauf eine Phase der etruskischen Vorherrschaft mit drei etruskischen Königen, namentlich Tarquinius Priscus, Servius Tullius und Tarquinius Superbus. Doch auch an dieser Stelle verschmelzen mythische Erzählung und historische Realität. Gemäss Schriftquellen setzte in dieser Zeit auch der Bau von Monumentalbauten ein, was sich archäologisch jedoch nicht vollständig bestätigen lässt. Das Königtum im Rom endete gemäss Schriftquellen um 509 v.Chr., als ein Mann namens Brutus das Königtum stürzte und die Republik als neues Zeitalter Roms installierte. Brutus war gemäss Überlieferung der erste Konsul der Republik. Gemäss der Archäologie und Geschichtsforschung ist auch dieses Ereignis nicht gesichert. Möglicherweise war der Übergang vom Königtum zur Republik ein fliessender Prozess.
Begriffe Esquilin: Einer der sieben Hügel Roms Palatin: Einer der sieben Hügel Roms und derjenige mit den ältesten Besiedlungsspuren. Senat: Bestand aus 100 Männern Konsul: Oberste Beamte der Republik |
Literatur Aigner-Foresti, L. Die Etrusker und das frühe Rom (Darmstadt 2003) Dupont, F., Rom – Stadt ohne Ursprung. Gründungsmythos und römische Identität (Darmstadt 2013) Hölkeskamp, K.-J. / Stein-Hölkeskamp, E., Von Romulus zu Augustus. Grosse Gestalten der römischen Republik (München 2000) Huttner, U. Römische Antike (Tübingen 2013) |
Letzte Änderung: 15.11.2020