Epochenüberblick Latènezeit
Die Latènezeit (LT) folgt auf die Hallstattzeit und wird als die jüngere Eisenzeit bezeichnet. Die Latènekultur umfasst das Gebiet nördlich der Alpen von Frankreich bis Kroatien und den Zeitraum von 480 bis 15 v.Chr. Die Latènezeit und ist chronologisch in die Stufen LT A bis LT D unterteilt. Wie in der Hallstattzeit wurde auch die feinchronologische Gliederung der Latènezeit über die archäologischen Funde gemacht. Dabei spielen vor allem die in Gräbern gefundenen Fibeln, Schwerter und Schmuckstücke eine wichtige Rolle. Die Latènezeit ist nach dem Fundort La Tène am Neuenburgersee benannt. Der Ort wurde ab 1857 archäologisch untersucht, wo zahlreiche Metallfunde zum Vorschein kamen. Da die Fundstelle unter Wasser lag, wurden die Funde gut konserviert. Auch organisches Material wie Holz und Textilien konnte erhalten werden.

Leitfunde der Latènezeit
Wie in der Hallstattzeit stammen die meisten Funde der Latènezeit aus Gräbern. Die wichtigste Fundgattung der Latènezeit ist die Fibel, die massgebend für die Aufstellung der Chronologie war. Das Aussehen und die Ausarbeitung der Fibeln änderten sich im Laufe der Zeit. Fibeln der LT A Phase waren eher schlicht gehalten, die dann in der LT B eine reichere Verzierung annahmen und in der LT C und D Zeit grösser und länglicher wurden. Auch Schmuck ist eine wichtige Fundgattung der Latènezeit, die oft in Gräbern gefunden wird. In der Frühlatènezeit waren Glas- und Bernsteinperlen verbreitet, während in der Mittel- und Spätlatènezeit Ringe aus Glas getragen wurden. Auch Münzen wurden ab der mittleren Latènezeit zu wichtigen Leitfunden.




Wirtschaft und Gesellschaft
Die Menschen der Latènezeit lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft. Daneben was das Metallhandwerk ein wichtiger Wirtschaftszweig. Bronze- und Eisenobjekte sowie Gegenstände aus Edelmetallen und Keramik waren auf einem hohen qualitativen Niveau. In der späten Hallstattzeit und der frühen Latènezeit gab es nördlich der Alpen immer mehr Importe aus dem Mittelmeerraum. Der mediterrane Kunststil floss so vermehrt in die keltische Kunst nördlich der Alpen ein.
Oppida
In der Latènezeit kamen grössere urbane Zentren auf, die von den Römern als Oppidum (Pl. Oppida) bezeichnet wurden. Oppida sind Siedlungen, die an verkehrstechnisch günstigen Orten errichtet wurden und die Funktion eines Zentralortes besass. Sie waren an die Topographie angepasst, sodass sie durch natürliche Gegebenheiten wie Flussschlaufen oder Hängen geschützt waren. Eine Befestigung schütze die Siedlung zusätzlich. Sie waren in spezialisierte Quartiere unterteilt. So gab es Handwerkerviertel, kultische Areale und Wohnquartiere. In der Spätlatènezeit erreichen die Oppida ihren Höhepunkt. Die wichtigsten Oppida der Schweiz sind unter anderem Genf, Yverdon-les-Bains, Lausanne, Mont Vully, Bern-Engehalbinsel, Windisch und Basel-Gasfabrik.
Gräber
In der frühen Latènezeit wurden die prunkvollen Hügelgräber der Hallstattzeit fortgeführt. Den Toten wurden Keramik, Bronzegefässe, Wagen, Waffen, Schmuck und Fibeln mit ins Grab gegeben. In der LT B Zeit änderte sich die Bestattungsweise zu Flachgräbern. Eines der bekanntesten Gräberfelder ist Münsingen Rain im Kanton Bern. Dort wurden etwa 220 Gräber ausgegraben, die über 1000 Objekte hervorbrachten. Auffällig ist dabei eine geschlechterdifferenzierte Bestattungsweise. Männer wurden häufig mit Waffen wie Lanzen, Schwerter und Schilde ausgestattet, während Frauen und Mädchen oft mit Schmuck bestattet wurden. Einige Gräber enthielten auch gar keine Beigaben. Gegen Ende der Latènezeit wurden Brandbestattungen wieder häufiger. Auch nahm der Reichtum der Gräber ab.

Diskussionsvorschlag Schaut die Funde der Latènezeit genau an. Worum handelt es sich bei den Objekten? Wie verändern sich die Objekte mit der Zeit? Könnt ihr die Objekte in den Gräber entdecken? |
Literatur Maier, B., Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart (München 2003) Müller, F. / Kaenel, G. / Lüscher, G., Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter. Vom Neandertaler bis zu Karl dem Grossen. Eisenzeit (Basel 1999) Wittke, A-M., Olshausen, E., Szydlak, R., Historischer Atlas der antiken Welt (Stuttgart 2012) Stöckli, W. E., Urgeschichte der Schweiz im Überblick (15’000 v.Chr. – Christi Geburt). Die Konstruktion einer Urgeschichte (Basel 2016) Trachsel, M., Ur- und Frühgeschichte. Quellen, Methoden, Ziele (Zürich 2008) |
Letzte Änderung: 06.11.2020