Mesopotamien

Natur und Menschen im Land zwischen Euphrat und Tigris

Die Griechen nannten das Land zwischen Euphrat und Tigris Mesopotamien, «das Land zwischen den Flüssen» oder «Zweistromland». Mesopotamien spielt für die Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle. Der Beginn der Landwirtschaft vollzog sich im Norden Mesopotamiens und im Süden entstand eine der ersten und ältesten Hochkulturen der Welt. Bereits im 5. und 4. Jahrtausend v.Chr. kamen dort die ersten Städte, komplexe Gesellschaften, Staaten und später die ersten Grossreiche auf. Mesopotamien ist ein Gebiet, das landschaftlich sehr heterogen ist. Es gibt Wüsten, Küstengebiete, fruchtbare Flusstäler, Gebirge und semiaride Steppenzonen. Mesopotamien wird von natürlichen Grenzen eingeschlossen: Im Norden vom Taurus-Gebirge (Türkei) und im Osten vom Zagros-Gebirge (Irak/Iran). Im Süden erreicht Mesopotamien den Persischen Golf und im Südwesten die Syrisch-arabische Wüste. Mesopotamien umfasst die modernen Staaten Syrien, Türkei und Irak. Je nach Zeitperiode reichte der politische und kulturelle Einfluss Mesopotamiens bis in die Levante, nach Ägypten, Arabien, Iran und Zentralasien.

Abb. 1: Karte vom Vorderen Orient mit den wichtigsten Fundstellen © Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern

Obermesopotamien

Die Landschaft Nordmesopotamiens ist durch die Flüsse Euphrat und Tigris geprägt sowie vom Ḫabur und Balikh, Nebenflüsse des Euphrats. Das Klima, die jährliche Niederschlagsmenge und Vegetation ist in Nordmesopotamien sehr divers. In den Berghängen von Taurus und Zagros herrscht Kontinentalklima und es fällt genug Niederschlag für Regenfeldbau. Landwirtschaft war eine der Voraussetzungen für die Entwicklung von komplexen Gesellschaften in Mesopotamien.

Südmesopotamien

Südmesopotamien wird als Sumer oder Babylonien bezeichnet. Das Gebiet ist eine flache Ebene, die das Schwemmland von Euphrat und Tigris am Persischen Golf umfasst. Im Gegensatz zum Norden ist der Süden ausgesprochen trocken. Mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von weniger als 200 mm ist man in der Landwirtschaft auf künstliche Bewässerung angewiesen. Solche gab es bereits seit der Besiedlung Südmesopotamiens im 5. und 4. Jt.v.Chr. So konnten Dattelpalmen, Gemüse und Getreide angepflanzt werden. Die Steppen hinter der Landwirtschaftszone konnte für Viehhaltung genutzt werden. Südmesopotamien war jedoch arm an Rohstoffen. Es gibt kein Erz- und Edelsteinvorkommen und nur wenig Holzbestände. Diese Ressourcen mussten aus anderen Gebieten importiert werden.

Sprachgruppen und Ethnien in Vorderen Orient

In der Vorderasiatischen Altertumsforschung werden die Menschen des Alten Orients aufgrund ihrer Sprachzugehörigkeit zu Gruppen zusammengefasst. Als Sumerer werden somit die Menschen bezeichnet, die Sumerisch sprachen. Diese Sprachgruppen sind aber nicht als Völker und nur bedingt als Ethnien zu bezeichnen.

Sumerer: Die Sumerer besiedelten Südmesopotamien. Die Sumerer sprachen Sumerisch, eine Sprache, die von etwa 3500 bis 1900 v.Chr. aktiv gesprochen und geschrieben wurde. Als literarische Sprache war Sumerisch bis 200 v.Chr. im Gebrauch.

Akkader: In der Anfangsphase des akkadischen Reiches besiedelten die Akkader den Norden Babyloniens. Im Zuge ihrer Expansion dehnte sich das Reich in ganz Babylonien und Assyrien aus. Die Akkader sprachen Akkadisch, eine Sprache, die von 2600 v.Chr. bis 200 n.Chr. benutzt wurde. Akkadisch ist in den beiden Dialekten Babylonisch und Assyrisch überliefert.

Amoriter: Die Amoriter stammten ursprünglich aus den Steppen Syriens. Ende des 3. Jt.v.Chr. begannen sie nach Osten und Südmesopotamien zu wandern. Um 2000 v.Chr. hatten sie die Kontrolle über grosse Teile Mesopotamiens erlangt.

Kassiten: Die Kassiten waren ursprünglich ein Nomadenvolk aus dem westlichen Zagrosgebirge. Seit etwa 1650 v.Chr. dehnte sich ihre Macht in Babylonien aus. Von 1499 bis 1100 v.Chr. waren die Kassiten die herrschende Klasse.

Hethiter: Die Hethiter siedelten im 3. Jt.v.Chr. in Zentralanatolien (Türkei). Im 2. Jt.v.Chr. dehnten die Hethiter ihre Macht in weite Teile Mesopotamiens aus. Die Sprache der Hethiter war Hethitisch, eine der frühsten indoeuropäischen Sprachen.

Hurriter: Die Hurriter waren von 2300 bis 1300 v.Chr. in Nordmesopotamien wohnhaft. Ihre Sprache, Hurritisch, war eine semitische Sprache, verwandt mit Hethitisch.

Luwier: Die Luwier kamen nach dem Zusammenbruch der Grossreiche um 1200 v.Chr. auf. Sie waren in West- und Südanatolien und Nordsyrien beheimatet.

Elamer: Die Elamer sind eine Gruppe, die von etwa 3100 bis 500 v.Chr. in Südwest-Iran (Susiana bis Persis) nachgewiesen sind.

Literatur

Frahm, E. Geschichte des alten Mesopotamiens (Stuttgart 2013)
Nissen, H. J., Geschichte Alt-Vorderasiens (München 2012)
Rainer, A. et al., Frühe Hochkulturen. Ägypter, Sumerer, Assyrer, Babylonier, Hethiter, Minoer, Phöniker, Perser (Stuttgart 2003)
Wittke, A.-M./Olshausen E./Szydlak, R., Historischer Atlas der antiken Welt (Stuttgart 2012)
Kurze Einführung zu Mesopotamien, Webseite des British Museum: http://www.mesopotamia.co.uk/index.html

Letzte Änderung: 30.11.2020

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